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Zum Weltfrauentag: Das Schicksal wohnungsloser Frauen

Wohnungslosigkeit hat viele Gesichter und komplizierte Geschichten. Eine Geschichte ist sehr häufig nicht präsent: Die der Frauen. Während wohnungslose Männer häufiger im öffentlichen Raum wahrgenommen werden, leben viele Frauen im Verborgenen. Sie übernachten bei Bekannten (verdeckte Wohnungslosigkeit), suchen Schutz in Notunterkünften oder leben in prekären Verhältnissen. Der Weltfrauentag ist für uns ein wichtiger Anlass, um auf diese stille Krise aufmerksam zu machen und Lösungen aufzuzeigen.

 

Die Ursache für Wohnungslosigkeit ist dabei ebenso vielfältig wie bei Männern, jedoch kommen einige Aspekte hinzu. So ist geschlechterspezifische Armut bei Frauen ein ausgeprägteres Phänomen, bedingt durch den Gender-Pay-Gap, erhöhte Quoten in der Teilzeit-Anstellung und gesellschaftliche Strukturen, die Frauen den Zugang zum Arbeitsmarkt erschweren.

Hinzu kommt der Aspekt der häuslichen Gewalt. Wenn Frauen aus dem gefährlichen häuslichen Umfeld fliehen, finden sie sich häufig in einer unsicheren Lebenssituation wieder. Der Weg in die eigenen vier Wände ist auf einem umkämpften Wohnungsmarkt alles andere als einfach. Verschärft wird dies durch den Mangel an bezahlbarem Wohnraum, der für eine alleinerziehende Mutter kaum zu bewältigen ist.

Diese Beispiele, können zu einem wohnungslosen Leben führen. Bereits für Männer ein Leben mit Risikofaktor; für Frauen bedeutet es jedoch tagtägliche Gefahren. 

 

Ein Fall hat das dem SIDA-Mobil-Team im Sommer 2024 erneut sehr deutlich gemacht: Eine im Bewusstsein eingetrübte Frau wurde vom Team aufgefunden und zeigte deutliche Merkmale einer Vergewaltigung. Die Auffindesituation legt nahe, dass dies am hellichten Tage an einem belebten Ort stattgefunden haben muss.

Es ist zu vermuten, dass in jenem Fall das Konsumieren von Substanzen eine elementare Rolle spielte. Hierbei sind drei zentrale Elemente zu beachten: Einerseits die bereits angedeutete Bewusstseinseinschränkung durch den Konsum. Oftmals sind die Fähigkeiten, Gefahren wahrzunehmen, einzuschätzen und sich zu wehren derartig gehemmt, dass Frauen ein leichtes Opfer abgeben. Hinzu kommt die Beschaffungsproblematik. Der Fall von Christiane F. (Wir Kinder vom Bahnhof Zoo) hat es bereits vor Jahrzehnten deutlich gemacht: Die Beschaffungsprostitution bringt Frauen in eine Situation, in denen sie gegenüber den Freiern schutzlos sind. Abschließend gilt die Struktur der Drogenszene als weiterer Faktor für die Problematik: Freier, Zuhälter und Dealer sind zumeist männlich. Frauen haben kaum die Möglichkeit, sich gegen Männer zur Wehr zu setzen.

 

Nun gilt es festzustellen, dass für wohnungslose Frauen, oder die von Wohnungslosigkeit betroffen sind, grundsätzlich Hilfsangebote vorhanden sind. Dennoch wollen wir diesen Tag nutzen, um eine Intensivierung der Bemühungen anzustoßen.

 

  • Wir empfehlen die Erhöhung an Streetwork-Teams gerade am Monatsanfang fest. Zu diesem Zeitpunkt sind die finanziellen Kapazitäten vorhanden, um sich Substanzen beschaffen zu können.

  • Schaffung sicherer Ruheorte für Frauen, um Gebrauchende einen sicheren Rückzugsort nach dem Rausch bieten zu können. Damit sich Fälle, wie oben beschrieben, nicht wiederholen können.

  • Entwicklung von Präventionsstrategien für Frauen, um besonders gefährdete Frauen frühzeitig identifizieren zu können, um gezielt unterstützen zu können.

  • Dafür bedarf es einer Vernetzung der Hilfsorganisationen und städtischer Akteure, um Ressourcen zu bündeln und Informationen effektiv austauschen zu können.

 

Frauen stehen oftmals im Schatten der öffentlichen Wahrnehmung. Dabei ist die Lage der Frauen ohne eigene Wohnung oftmals prekär. Es ist notwendig, weitere Maßnahmen für den Schutz und die Unterstützung aufzubauen. Der Weltfrauentag ist für uns der Anlass, auf diese Schicksale aufmerksam zu machen und die Notlage zu betonen. Es gilt, den Frauen eine Perspektive bieten zu können - jede Frau verdient ein sicheres Zuhause.

Wenn Sie an der Situation von Frauen und der Wohnungslosigkeit allgemein interessiert sind, empfehlen wir Ihnen den aktuellen SIDA-Mobil-Projektbericht auf unserer Website.